Erst denken, dann handeln!

Impulse zum "Nachdenken"

„Was bilden die sich ein?“ empört starre ich auf den Brief. „Das darf doch nicht wahr sein! Diese Ignoranten!“ echauffiere ich mich. „Da sollte ich sofort mal anrufen und denen ganz gehörig den Marsch blasen!“

Ich habe vor, meine Meinung zu sagen. Jawoll. Das lass ich mir nicht bieten! Und ich geh am besten sofort nach ganz oben mit meiner Beschwerde.

Schon greife ich in Richtung Telefon.

„Jetzt krieg dich mal wieder ein!“ sagt da mein Mann zu mir und legt mir beruhigend die Hand auf den Arm. „Erst denken, dann handeln.“

Und er hat natürlich Recht. Es ist wichtig, sich „wieder einzukriegen“, bevor man irgendwas tut. Weil es eben Situationen gibt, wo ich buchstäblich „außer mir“ bin, wo Aufregung, Wut, Enttäuschung, Ungeduld mit einem Teil von mir weg galoppieren und Vernunft, Gelassenheit, und Überlegung dabei sehr gerne vorher aus dem Sattel werfen.

Da „muss ich mich erst wieder einkriegen“, da muss der Verstand erstmal dem Herzen hinterherrennen und es wieder einholen, bevor es etwas sehr Dummes und Unüberlegtes macht, das alle hinterher bereuen werden.

Habt ihr solche Situationen auch schon gehabt? Wo ihr euch erstmal „wieder einkriegen“ musstet? Oder vor Empörung euch „nicht mehr einkriegen“ konntet?

Gut, wenn man in solchen Situationen jemanden zur Seite hat, der die Stimme der Vernunft lautwerden lässt. Denn das Wenigste, was man im Affekt tut, ist gut.

Und wenn niemand da ist, der mich aufhält? Dann kann ich nur hoffen, dass Gott da ist. Es hilft nämlich beim sich- wieder- einkriegen, wenn man alles, was einen gerade so aufwühlt und bewegt, einmal kurz in ein Gebet fasst. Erzählt Gott, was euch gerade widerfahren ist. Oder erzählt ihm, was ihr gerade fühlt. Bittet ihn um Geduld und Weisheit. Und meistens, so meine Erfahrung, kriege ich mich dann schnell wieder ein.

Der amerikanische Theologie Reinold Niebuhr hat dazu auch ein passendes Gebet verfasst. Das heißt:

  Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
  den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
  und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

In diesem Sinne wünsche ich allen, dass ihr euch immer wieder „einkriegt“ – mit Mut, Weisheit und Gelassenheit!