Biblische Redewendungen !

Impulse zum "Nachdenken"

Hallo zusammen!

Kürzlich war ein Pfarrer bei einem Goldhochzeitspaar. Es war sehr schön zu sehen, wie die beiden immer noch „ein Herz und eine Seele“ waren! Der Jubelbräutigam erzählte mir, wie er einst in die Fußstapfen seines Vaters getreten war und seinen Betrieb übernommen hatte. Da musste er erst einmal die wirtschaftliche Situation auf Herz und Nieren prüfen, erzählte er mir. Und im Schweiße seines Angesichts hart arbeiten, bis alles gut lief. Manchmal musste er gegen den Strom schwimmen, um Erfolg zu haben. Beinahe wäre sein Betrieb mal über den Jordan gegangen – aber der Sündenbock wurde schnell gefunden – ein Mitarbeiter hatte Gelder unterschlagen. Diesen Judas hat er dann sofort in die Wüste geschickt, erzählte er mir voller Stolz. 

Im Laufe des Gesprächs regte der Pfarrer dann an, ob man nicht angesichts der Goldenen Hochzeit mal einen Gottesdienst mit der ganzen Familie feiern sollte. Es sei doch schön, einmal „Danke“ zu sagen für die Bewahrung in Freud und Leid, und für so vieles, was gut gelaufen war. „Ach, wissen Sie, sagte die Frau da und lächelte entschuldigend: „Mit der Bibel und der Kirche hat´s mein Mann nicht so. Und bei unserer Familie – da wäre ein Gottesdienst wirklich, wie Perlen vor die Säue werfen.“

Ach wirklich? Antwortete der Pfarrer da schmunzelnd. Dabei haben Sie gerade in unserem Gespräch beide ganze zehn Mal die Bibel zitiert!“

Die beiden waren sehr erstaunt – und vielleicht seid ihr es auch jetzt! Aber es ist in der Tat so: Unsere Sprache ist enorm biblisch geprägt. Und viele unserer Redewendungen, die wir tagtäglich benutzen, kommen aus der Lutherbibel!

„Ein Herz und eine Seele“ waren die Menschen in der ersten Gemeinde in Jerusalem, heißt es in der Apostelgeschichte im Kapitel 4. Und „auf Herz und Nieren“ werden die Gerechten von Gott geprüft in Psalm 7. Wer „in die Fußstapfen“ eines anderen tritt, begibt sich im 1. Petrusbrief in die Nachfolge Jesu. „Im Schweiße ihres Angesichts“ müssen Adam und Eva auf dem Feld arbeiten, nachdem sie in Genesis 3 aus dem Paradies geworfen wurden. Der „Sündenbock“ kommt aus dem 3. Buch Mose 16 – ein Tier, das symbolisch mit aller Schuld belastet wird und dann in die Wüste geschickt wird, zum Zeichen dafür, dass man sich von seinen Sünden distanziert. Und „über den Jordan gehen“ hieß in Josua, Kapitel 1, sich ins „gelobte Land“ begeben, und das wurde später als der Himmel gedeutet, den man betritt, wenn man gestorben ist. „Perlen vor die Säue werfen“ – so spricht Jesus in Matthäus 7, als er sagt, dass manche Menschen die Botschaft Gottes nicht zu schätzen wissen, weil sie ihre Kostbarkeit nicht verstehen.

Als Luther im 16. Jahrhundert die Bibel ins Deutsche übersetzte, schuf er mit seiner klaren und kräftigen Sprache all diese Redewendungen. Damals wurden die ersten gedruckten Bibeln den Buchdruckern aus den Händen gerissen. Alle wollten die Bibel selbst lesen – jedenfalls die, die des Lesens mächtig waren. Und für viele war die Bibel das einzige Buch im Haus, irgendwann zerlesen und zerfleddert vom vielen Gebrauch. Und deshalb ist es kein Wunder, dass die Menschen, die ihre Bibel irgendwann sehr gut kannten, aus ihr zitierten. Und so ist ein großer Teil unserer Sprache entstanden.

Heute hat die Bibel kein gutes Image mehr. Sie gilt als verstaubtes Buch, altmodisch, unverständlich, und so viele kleine Buchstaben. Dabei gibt es in ihr so viele faszinierende Geschichten, und sie hat tatsächlich unsere Kultur ganz maßgeblich geprägt.

Vielleicht habt ihr ja jetzt mal Lust bekommen, all die Redewendungen in der Bibel neu zu entdecken. Neu mit dem Lesen anzufangen. Ich empfehle die „Basis Bibel“, die ganz wunderbar die alten Geschichten ins heutige Deutsch übersetzt und auf den ersten Seiten auch Hilfestellung gibt, wie man mit dem Lesen anfangen kann. Da gibt es die 10 verrücktesten Geschichten der Bibel, die 10 wichtigsten Persönlichkeiten, die 10 schönsten Gebete, 10 Tipps, wie man gut leben kann… und vieles mehr.

Warum es nicht mal ausprobieren? Ich verspreche euch, es lohnt sich! Und für die, die die Buchstaben zu klein finden – es gibt sie sogar als Hörbuch.

Viel Spaß beim Entdecken wünscht

Monika Holthoff!