Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.    1. Mose 1,31

Das Werk unseres Gottes, seine Schöpfung - „Himmel und Erde“ umfassend benannt -,  kann sich sehen lassen! Da sind „Licht“ und „Finsternis“, „Tag“ und „Nacht“, „Abend“ und „Morgen“, „Wasser“ und Wolken, „Erde“ und „Meer“; „Gras“ und „Kraut“ stehen für die Vielfalt der Blumen und Pflanzen, die in sich Samen tragen“ zur Vermehrung, ebenso auch, Sträucher und „Bäume, die da Früchte tragen, ein jedes nach seiner Art“. Darüber hinaus: Sonne, Mond und „Sterne“, die erst nach der Pflanzen- und Baumwelt offenbar werden. Dann folgt die Masse der großen und kleinen Tiere im Wasser, je nach ihrer Art.  „Vögel“ durchfliegen die Lüfte, auch wieder je nach ihrer Art.  Aus der „Erde“ bricht das Leben aller Tiere  hervor: „Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes… ein jedes nach seiner Art“.

Und dann folgt nach reichlicher Überlegung Gottes: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen…“, gemeint ist Gottes ordnende und lebenserhaltende  Herrschaft auf Erden wahrzunehmen. Mit zur Erfüllung dieses Auftrages gehört die Erschaffung von Mann und Frau. Gemeinsam, ausgestattet mit Geschlechtlichkeit „seid fruchtbar“, sollen sie sich auf Erden mehren und die Erde bevölkern „mehret euch und füllet die Erde“ . Diese sollen sie sich „untertan“ machen und Gottes Herrschaft gestalten. Von einer Herrschaft des Menschen über den Menschen ist nichts gesagt, noch beabsichtigt. Für alle Lebewesen, Mensch und Tier  hat Gott für ausreichenden Lebensraum geschaffen und für Nahrung gesorgt.

So kann Gott auf seine reich ausgestatte Schöpfung – „auf alles , was  er gemacht hatte -  zurückblicken und der Autor des dieses Schöpfungsliedes kann jubelnd bezeugen: „…und siehe, es war sehr gut“ – gemeint ist ein  vollkommenes Werk  - ohne Makel und Fehler .

Doch das hat noch nicht alles im Blick. Zu dem: „alles, was er gemacht hat“ gehört auch der „Himmel“, das Geschehen im Weltraum. Ist schon Gottes Schaffen und Wirken auf Erden nicht zu ergründen und zu verstehen – man denke nur an einmal an die Mikrowelt der Atome, kommen wir nur noch ins Staunen beim Blick in den Kosmos.

MATTHIAS HAUDEL schreibt in seinem umfassenden Buch „Theologie und Naturwissenschaft“(2021) folgendes: „Der  Kosmos mit seinen unvorstellbaren und oft nicht greifbaren Dimensionen sowie die darin enthaltene Welt und Geschichte sind von Selbsttranszendenz“ – gemeint ist ein ‚überschreiten, über sich hinausweisen‘ - , „indem sie über alles hinausweisen. Schon die räumlichen und zeitlichen Dimensionen des Kosmos sind derart unvorstellbar, dass sie sich zu einem großen Teil letztgültiger Betrachtung und Einordnung entziehen. Das betrifft das angenommene Alter des Universums von etwa 13,8 Milliarden Jahren ebenso wie die Größe des zurzeit sichtbaren Universums. Unsere Milchstraße bzw. Galaxie hat einen Durchmesser von über 100 000 Lichtjahren und beheimatet zwischen 100 und 300 Milliarden Sterne(= Sonnen). Angesichts der Lichtgeschwindigkeit von knapp 300 000 km pro Sekunde ist schon diese Größenordnung von 100 000 Lichtjahren räumlich kaum vorstellbar, wenn man zu ergründen sucht, welche Entfernung das Licht  in 100 000 Jahren zurücklegt. Nach jüngerer Erkenntnis sollte es nur im beobachtbaren Bereich des Universums 100 bis 200 Milliarden Galaxien wie unsere Milchstraße  geben. Neuere Beobachtungen mit dem Hubble – Weltraumteleskop lassen jedoch darauf schließen, dass es wohl sogar noch zehnmal mehr Galaxien sind, also ein bis zwei Billionen, wovon man heue ausgeht.

Nachdem man zunächst annahm, das Universum würde sich nach der Expansion wieder zusammenziehen, beobachtet man heute, dass es sich immer schneller ausdehnt und so wohl nicht wieder in einem  Punkt  endet, sondern in einem auslaufenden Gleichgewichtszustand diffuser Wärme(„Wärmetod“). Daneben existieren etliche andere Modelle kosmischer Wirklichkeit, wie etwa die Vorstellung von unzählbar vielen Universen(Multiversum). Hinzu kommt, dass man inzwischen annimmt, nur 5 Prozent des beobachtbaren Universums zu kennen, da es zu 95 Prozent aus nicht greifbarer und verstehbarer dunkler Energie und Materie bestehe. Die Wirklichkeit von Kosmos und Welt bewegt sich in einer Weise zwischen den Dimensionen des „Woher“ und des „Wohin“, die niemand endgültig erfassen kann. Vor diesem Hintergrund ist die gesamte Wirklichkeit aufgrund ihrer Kontingenz(Möglichkeit statt Notwendigkeit) und Endlichkeit einer radikalen Fraglichkeit unterworfen, die in ihrer Transzendenz und im Staunen über das Wunder des Seins Frag-Würdigkeit enthält… Damit verbunden ist die Frage nach einem  letzten Sinn oder Ziel sowie das Phänomen der Gottesidee – alles Dimensionen, die ‚die Form eines unthematischen Gewahrseins haben‘, weil ‚der Mensch von  allem Anfang an in ein ihn übersteigendes Geheimnis hineingestellt ist und zwar in der Weise, dass sich ihm  die unverfügbare…Unendlichkeit der Wirklichkeit als Geheimnis dauernd zuschickt‘(W.PANNENBERG)“ (MATTHIA HAUDEL, Seite 79).

So ist der Mensch  „von allem Anfang an in ein ihn übersteigendes Geheimnis hineingestellt“ ohne darüber verfügen zu können. Er kann leben in Gottes nicht überschaubarer Größe und Liebe, Macht und Kreativität, wie sie schon in der Schöpfung zum Ausdruck kommen: Leben auf dieser Erde, umgeben von den Weiten, Kräften und Wirklichkeiten des von Gott geschaffenen Kosmos  - und doch in Gott, dem Schöpfer und Vater Jesu Christi, geborgen sein. Das stimmt zum Lob und zur Anbetung Gottes: „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen“. Gott, du  - nicht wir – hast alles sehr gut gemacht! Ich danke dir.

 

Siegward Busat