Sarah aber sagte: “Gott ließ mich lachen““    1. Mose 21,6

Im Alter vergeht manchen das Lachen. Viele - auch wesentliche - Wünsche sind nicht in Erfüllung gegangen. Erstrebte Ziele aus der Jugendzeit konnten nicht erreicht werden. Immer wieder lag es an Menschen, Möglichkeiten und Beziehungen, die uns das verwehrten. Sicher ist auch viel Positives zu vermerken, aber die Kräfte lassen nach. Vertraute Beziehungen werden weniger. Der Erlebniskreis im Alltag wird enger. Leiden verschiedener Art und Einsamkeit machen sich breit. Oft versinkt das Leben in die Erwartung: Hoffentlich bleibt alles noch so, wie es jetzt ist.                

Anders passiert es im Leben von Sarah. Sie ist schon in den neunziger Jahren und steht vor einer neue Aufgabe: Gott hat ihr das Leben eines gemeinsamen Kindes mit ihrem Ehemann Abraham geschenkt. Sie kann es in den Armen halten, ans Herz drücken, stillen. Andere nehmen an ihrem Glück teil. So kann sie von Herzen überzeugt ausrufen: „Gott hat mir ein Lachen zugerichtet; denn wer es hören wird, wird über mich lachen“ (1. Mose 21,6). Es ist ein Lachen aus tiefster Freude und Lebenserfüllung. Wer hätte ein solches Wunder noch erwartet. Auch in unsere Vorstellungswelt scheint es nicht zu passen. Doch wenn Gott etwas sagt und verspricht, hat sein Wort gegenüber aller menschlichen Erfahrung eine volle Zukunft.

So wird es Sarah durch die Boten Gottes gesagt: „Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?“ (1. Mose 18,14). So lesen wir in den Psalmen: „Denn das Wort des Herrn ist wahrhaftig und was er zusagt, das hält er gewiss“ (Psalm 33,4). Schon am Anfang des ersten Schöpfungsberichtes lesen wir: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht“ (1. Mose 1,3). Erstaunlich ist dann die Aussage: „Und Gott sprach: „Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe und fruchtbare Bäume, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist auf der Erde. Und es geschah so“ (1. Mose 1,11). Faszinierend dabei ist, dass Gott in dem Geschaffenen eine kreative Möglichkeit gesetzt hat, so dass die Erde, das Geschaffene von Gott, zur Mitwirkung schöpferisch befähigt ist. 

So ist es auch beim Menschen: Mann und Frau sind begabt miteinander neues Leben zu schaffen - weil Gott auch ihnen die schöpferische Mitwirkung schenkte, am Neuen mitzuwirken. So hat Gott sich immer wieder vorbehalten, Geschaffenes ins schöpferische Wirken mit einzubeziehen. Darum ist in dieser Welt nicht alles für immer so festgelegt, wie es jetzt ist, sondern auf Veränderlichkeit aus. Eben alles ist im Fluss, es gibt auch im naturwissenschaftlichen Bereich nicht nur zwingende Notwendigkeit von Naturgesetzen, sondern auch die Offenheit zu vielen veränderten Möglichkeiten.

Das hat auch Maria, die Mutter Jesu, erfahren. Nach der Ankündigung durch den Engel Gabriel ohne die Mitwirkung eines Mannes, Mutter des Gottessohnes zu werden, weil Gott durch seinen Geist in ihr das neue Leben schafft und unbegrenzt in seiner Schöpferkraft handeln kann.

Wenn Sarah auch in anderer Situation ist, so ist sie noch in ihrem Denken von ihrer Lebenserfahrung festgelegt. Dem Besuch der Boten Gottes lauscht sie hinter der Tür im Zelt zu. So erfährt sie, dass sie schwanger werden wird, trotz ihres Alters, wo es grundsätzlich nicht mehr nach der Menschenweise gehen kann. Sie beginnt zu lachen, ein Lachen, das dem Wort des allmächtigen Gottes „hässlich misstraut“. Sie hält die Zusage Gottes an Abraham für unsinnig. Ihr Lachen ist Ausdruck des Unglaubens gegenüber der unbegrenzten Machbarkeit Gottes, trotz ihres Festhaltens an Gott. Sie meint, dass niemand davon etwas mitbekommt. Doch die Boten Gottes wissen nicht nur um das Alter von Sarah, ihrer Unfruchtbarkeit, sondern auch um ihr Lachen hinter der Zeltür. Dieses verneint Sarah aus Furcht gegenüber den Boten Gottes, die ihr jedoch deutlich ihr Lachen des Unglaubens gegenüber der Schöpferkraft Gottes aufzeigen. D. PROCKSCH wertet das Verhalten von Sarah: „Der Gegensatz zwischen dem jetzt hervorgeschlüpften furchtsam gewordenen Weiblein, das es mit einer Lüge versucht und den schroffen abweisenden Nein des Herrn ist ein wirksamer ernster Abschluss der Szene“ (D. Procksch, 1924, zitiert in Gerhard von Rad, ATD 1.  Mose, 1949, S 176).

Ja es ist schon erstaunlich, wie Gott mit Menschen im Alter umgeht.   Trotz ihrer Sorgen, Ängste, Enttäuschungen und Resignationen lässt er sie nicht allein. Trotz aller Vorbehalte Gott und seinem Wort gegenüber kann er im Alter immer noch Neues wirken und schaffen, wenn Menschen sich nicht im Unglauben festsetzen, sitzen bleiben, sondern trotz aller negativen Erfahrungen sich ihm neu anvertrauen und sich auf seine Zusagen verlassen. In seiner täglich neuen Barmherzigkeit und seiner unbegrenzten Allmacht kann er große und kleine Wunder vollbringen, die über unsere Erwartungen hinausgehen. So kann die Freude an Gott das Herz bewegen, dass der Mund voll Lachens werde. Das ist die Chance Gottes – auch noch im Alter!

 

Siegward Busat