“Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle.“    1. Mose  27,28

Das ist der Wunsch des Vaters für seinen Sohn. Ja, es ist nicht nur ein Wunsch – sozusagen: Lass es dir gut gehen, viel Glück auf deinem Weg, finde gute Freunde,  gewinn ein volles Leben. Nein, es ist ein Segenswort, ein letztes Wort, das der Vater im Auftrag Gottes seinem Sohn zukommen lässt, bevor er selbst sterben wird.  Auch wenn der Sohn Jakob, der Liebling der Mutter, sich durch die Mutter zu Lügen gegenüber dem Vater verführen lässt und so seinen Bruder Esau hintergeht, so bleibt der ausgesprochene Segen des Vaters voll in Geltung und ist nicht mehr zurückzunehmen(1.Mose 27,37-40).

Im Segen liegt die Kraft, dass das ausgesprochene Wort sich voll verwirklicht. Mag die „Redewendung“ des Vaters‚ dass dich meine Seele segne‘ 1. Mose 27,4) „noch an uralte Vorstellungen vom Segnen als dem Weitergeben einer fast magisch wirkenden Seelenkraft“ erinnern(G. v. Rad, ATD, Band 2-4, Seite 241), so wird das im Segen ausgesprochene Wort Gottes doch volle Wirklichkeit, weil im Segen Gott selbst zu Worte kommt, auch wenn Menschen ihn weitergeben. Im Segnen der Sterbenden vermutete man auch „die Gabe der Weissagung“ z.B.  1. Mose 48,1ff.; 5. Mose 33,1ff.; 2. Samuel 23,1ff.). Dass Gott selbst im Segen zu Wort kommt und sein Wort wirkt, was es sagt, finden wir bestätigt in Psalm 33,4 “Des Herrn Wort ist wahrhaftig und was er zusagt, das hält er gewiss“. Darum liegt in der Weitergabe des Wortes Gottes, des  Segens ein großes Gewicht, besonders im persönlich zugesprochenen Segen.(1. Mose 27,37-40).

Das erweist sich auch im Leben des Jakob und seiner Nachkommen in der Geschichte Israels.

Der Segen ist in dreifacher Weise angesagt:
- Die Fruchtbarkeit des Landes mit der Fülle des Lebens (1.Mose27,28);
- die Hervorhebung Jakobs und seiner Nachkommen über seinen Bruder und der Völkerwelt(1. Mose 27,29);
- das Verhalten der Völker gegenüber Israel fällt als Segen oder Fluch auf sie zurück(1. Mose 27,30).

Der Monatsspruch nennt nur den ersten Teil des Segens, wie er sich im Leben Jakobs vollzog. Auch wenn Jakob durch den Hass seines Bruders sich auf die Flucht machen muss und Jahre seines Lebens mit den  Folgen von Lug und Trug zu tun bekommt, ist ihm Gott dennoch begegnet und hat ihn neu ausgerichtet, so dass es zur Aussöhnung mit seinem Bruder kommt.

Der Segen jedoch bleibt Jakob erhalten. Aus ihm und seinen Nachkommen wird das Volk Israel, aus dem Jesus kommt und zum Segen für die Völkerwelt wird, wie es im Missionsbefehl Jesu  an die Jünger zum Ausdruck kommt: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe ich bin  bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28, 18 -20).

Ist Jesus auch der große und entscheidende Segen Gottes für Israel und die Völkerwelt, so bleibt doch jedes Segnen Gottes durch Christen ein unaussagbares Geschenk. Wir können es grundsätzlich am Ende in jedem Gottesdienst erleben, wenn wir unter dem leuchtenden Angesichts Gottes entlassen werden und die neue Woche im Ansehen Gottes unser Leben gestalten können. Wir erfahren den Segensspruch durch Christen, die uns in einer schweren Situation ein Wort Gottes sagen oder schreiben. Wir entdecken den Segen Gottes in der mutmachenden Gemeinschaft mit Christen im Bibelkreis, Hauskreis und anderen Zusammenkünften der Gemeinde. Nicht selten werden Menschen in einem Seelsorgegespräch vom Gestern der Schuld freigesetzt und mit dem Segensspruch entlassen, der uns der Nähe Gottes gewiss bleiben lässt.

Der Segen und das Segnen im Auftrag Gottes hat viele Formen.  Pfarrer Erich Schick hat in seinem Buch „Vom Segen“ darauf hingewiesen. Es gibt segnende Hände, segnende Blicke, segnende Gesten, segnende Worte, segnendes Beten, segnende Atmosphären, segnende Gemeinschaften…

Sich dem Segen und dem Segnen Gottes auszusetzen ist eine Eröffnung zu neuen Erfahrungen mit Gott – für uns und andere!

 

Siegward Busat