Lucy
Lucy aus dem Buch „Ein Moment fürs Leben“
Impulse zum "Nachdenken"
Lucy Silchester, 29 Jahre alt, ist eine glückliche, unabhängige und selbständige Frau. Ihr Exfreund und ihre ehemalige Arbeitsstelle bedauern ihren Verlust noch immer, seit sie ihren Freund verlassen und die Stelle gekündigt hat. Ihre Familie ist bunt und harmonisch, Probleme gibt es keine…
So möchte Lucy aus dem Buch „Ein Moment fürs Leben“ sich selbst gerne sehen. So verkauft sie sich auch gegenüber anderen. Doch ihr vermeintlich glückliches Leben ist einfach nur eine Lüge: Denn in Wirklichkeit lebt Lucy allein mit ihrem Kater in einer viel zu kleinen Wohnung mit verdrecktem Teppich. Nachdem ihr Freund sie vor fast 3 Jahren hat sitzen lassen, ist sie abgestürzt. Ihre gut bezahlte leitende Stelle in einem Industrieunternehmen hat sie verloren, als sie betrunken zur Arbeit gegangen ist. Nun übersetzt sie Gebrauchsanleitungen für eine Haushaltsgerätefirma und hasst den Job. Sie lebt von Mikrowellen – Essen und Kaffee. Außer Arbeit, fernsehen, essen und schlafen fällt ihr nichts mehr ein, was sie machen könnte.
Familienzusammenkünfte meidet sie, und wenn sie hingeht, flieht sie nach einer Stunde wieder, bevor sie irgendjemand fragen kann, ob sie glücklich ist. Und wundert sich, warum alle immer so betreten gucken. Männerbekanntschaften bricht sie sofort wieder ab – sogar die, die ihr gefallen, lässt sie stehen. Sie lügt – sich selbst etwas vor, und den anderen sowieso. Denn es geht ihr doch gut – oder?
Eines Tages bekommt Lucy eine schicke Einladung auf teurem Papier. Da steht: „Lucy Silchester, hiermit lade ich Sie zu einem Gespräch ein, am Dienstag um 18.00 Uhr. Gezeichnet: Ihr Leben“. Es braucht noch 4 weitere Einladungen, bis Lucy hingeht und ihr Leben trifft. Es ist ein Mann, ungepflegt, mit Augenringen und Mundgeruch, in einem knitterigen Anzug, mit Magenbeschwerden. Lucys Leben leidet. Es wird von Lucy sträflich vernachlässigt. Und so hat es beschlossen, Lucy dazu zu bewegen, etwas zu ändern.
Ist das nicht eine faszinierende Idee? Stell dir vor, es wäre möglich, dein eigenes Leben zu treffen. Wie würde es aussehen? Wäre es gepflegt und glücklich? Müde und erschöpft? Schlampig angezogen, kette rauchend, kränklich? Total überarbeitet?
Lucys Leben jedenfalls geht es nicht gut. Es kann die Lügen nicht mehr ertragen. Sie machen ihm Sodbrennen. Und er kann nicht mehr ertragen, wie tief unglücklich Lucy ist. Deshalb fängt er an, Lucy auf Schritt und Tritt zu begleiten. Lucy schämt sich für ihr Leben. Sie würde es am liebsten vor den anderen verstecken. Aber das Leben lässt das nicht mehr zu. Für jede Lüge, die Lucy erzählt, lässt er eine Wahrheit los. Er lässt sie neue Menschen kennenlernen, neue Chancen finden. Schonungslos zeigt er ihr alle Selbsttäuschungen auf. Lucy verliert seinetwegen ihre Arbeit. Weil sie sich verändern muss, wenn sie nicht total untergehen will.
Zusammen mit Lucy und ihrem Leben lernt man in diesem wunderbaren Buch der irischen Autorin Cecilia Ahern, dass uns oft einfach nur der Mut fehlt, etwas zu verändern. Man lernt, wie wichtig es ist, ehrlich zu sich selbst zu sein, und wie blödsinnig es ist, gegenüber den Menschen, die einen lieben, immer nur heile Welt zu spielen. Weil genau diese Menschen doch helfen, unterstützen, trösten könnten.
Würdet ihr euer Leben auch gerne mal treffen? Oder hättet ihr, wie Lucy, ein bisschen Angst davor, wie es aussieht? Glaubt ihr, euer Leben ist zufrieden mit euch? Oder gäbe es da doch eine Menge Luft nach Oben?
So viel kann ich jedenfalls verraten: Je mehr Lucy ihr Leben wieder an sich heranlässt und je ehrlicher sie an sich arbeitet, desto besser geht es ihrem Leben. Und umso besser geht es auch ihr.
Denn sie lernt: Sie hat nur das eine Leben. Und das will geliebt und gelebt werden.