Kurzpredigt November 2024
„Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“ 2. Petrus 3,13
Wer möchte schon in dieser Welt auf Dauer leben angesichts der weltweiten Konflikte, Krisen, Dispute und Auseinandersetzungen?
2022 zählte man 363 Kriege und deren Folgen. Von den 195 in der Uno anerkannten Staaten, zusätzlich der Heilige Stuhl und Palästinenser, gab es Ende 2023: 120 Millionen Vertriebene, die in Flüchtlingslagern Unterschlupf zu finden suchten. Von der Armutsgrenze sind weltweit 700 Millionen betroffen, unter denen der Einzelne im Durchschnitt bis zu 2,15 Dollar pro Tag zur Verfügung hat. Von den 8,2 Milliarden Menschen leben 83 % in Unfreiheit und Unterdrückung. In neun von zehn Staaten müssen Menschen ihr Dasein in beschränkter, unterdrückter, geschlossener Zivilgesellschaft – also in Unfreiheit und unter Zwang fristen. Dazu kommen die nicht mehr zu stoppenden Klimaveränderungen, Trinkwassernot, Umweltverseuchung, uns bedrohender Atommüll aus dem Kosmos und die Furcht vor einem unüberlegten und unverantwortlichen Einsatz von Atomwaffen im Machtgefüge der Weltmächte – nicht zu vergessen die Terroraktionen in der Gesellschaft. Wer kann da noch mutig und hoffnungsstark in die Zukunft blicken und gestaltungsfroh den Alltag angehen? Die uns erschreckenden Bilder im Fernsehen, die uns aufregenden Rundfunknachrichten und Zeitungsnotizen provozieren eine düstere Zukunft. ohne eine Weltuntergangstimmung in Gang zu setzen, fallen Sätze der Bibel in Erinnerung. Ist am Anfang der Schöpfung von Himmel und Erde in Gottes Sicht alles „sehr gut“(1. Mose 1,31), so folgt nach dem Misstrauen des Menschen Gott gegenüber die Sintflut; denn Gott der Herr sah „dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es den Herrn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden…und er sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh…Gewürm…und den Vögeln unter dem Himmel…denn es reut mich, dass ich sie geschaffen habe“(1. Mose 6, 5-7). Und am Ende der Sintflut spricht Gott zum bewahrten Noahgeschlecht: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“ (1. Mose 8,22).
Dazu hat Gott bis heute gestanden – aber das „Solange“ weist auf das Ende dieser Schöpfung. Sie hat als durch den Menschen verdorbene Schöpfung nicht die Dauer der Ewigkeit. So kann Jesus auf das Ende der Welt hinweisen: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“ (Matthäus 24,35).
Das nimmt der Verfasser des 2. Petrusbriefes auf , wenn er auf den kommenden Tag des Herrn hinweist; „dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden nicht mehr zu finden sein“(2. Petrus 3,10). Auch wenn uns das „Bebauen“ und „Bewahren“ (1. Mose 2,15) dieser Welt durch den Schöpfer in Auftrag gegeben bleibt, weisen und die Texte auf die Vergänglichkeit hin. Aber das ist nicht alles! Gott schafft einen neuen Himmel und eine neue Erde, nach dem „der erste Himmel und die erste Erde“ vergangen sind(Offenbarung 21,1). Damit sind auch den Tränen, dem Tod, dem Leid, dem Geschrei und dem Schmerz – die notvollen Erfahrungen dieser Zeit – für immer ein Ende gesetzt; denn Gottes neue Welt kennt diese Belastungen nicht mehr(Offenbarung 21,4). Das ist die Hoffnung der Christen - eine Kraft, die im Alltag von Unrecht, Leid, Unfreiheit und Not aushalten und durchhalten lässt. So kann der Verfasser sich mit den Christen seiner Zeit und uns zusammen schließen, in dem er schreibt: „Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt“. Diese Erwartungshaltung eines ‚neuen Himmels‘ und einer ‚neuen Erde‘ ist nicht eine menschliche Illusion, sondern von Gott verheißen: „Siehe, ich mache alles neu“(Offenbarung 21,5). Darauf setzen Christen – in welcher Situation sie auch sind und setzen sich verantwortlich für die Menschen und Umwelt ein - aus Dankbarkeit und zum Lob Gottes lebenslang. In dieser Weise stimmen sie sich ein auf die neue Welt Gottes, in der „Gerechtigkeit wohnt“.
Auf eine solche Welt hin lohnt es sich zu leben; denn wenn allen Gerechtigkeit zu teil wird, gibt es keinen Grund mehr zur Klage und zum Aufschrei. Da kann jeder vertrauensvoll ohne Angst mit dem andern umgehen und Gott anbeten für ein erfülltes Leben.
Dessen gewiss zu sein macht in allen Herausforderungen stark!
Siegward Busat