Kurzpredigt Dezember 2024
„Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!“ Jesaja 60, 1
Nennen wir ihn Stefan. Mitten im Studium wohnte er noch bei seinen Eltern im Haus, hatte ein großes Zimmer und die Küche für sich allein. Die Mutter hatte es schon nach vielen Versuchen und manchen Worten aufgegeben, seiner Unordnung im Zimmer "ein neues Gesicht" zu geben. Nun musste er also allein in seiner Unordnung leben - und erstaunlicherweise, er kam damit zurecht. Er wusste, was wo zu finden war. So konnte alles bleiben, wo es sich eben ansammelte und liegen blieb.
Nur hier und da gab es für ihn ein Motiv, seine Räume gründlich zu säubern. Immer dann, wenn seine Freundin sich angesagt hatte, schaffte er Ordnung, nahm den Staubsauger zur Hand - und das Zimmer und die Küche glänzten danach.
Eben - weil er so netten Besuch bekam, sollte alles für den Besuch hergerichtet sein. Er wollte ja auch einen guten Eindruck bei ihr machen. Die Beziehung mit der Freundin war für ihn so wichtig, dass er sich voll auf diese Zeit mit ihr einstellte. Das ist nur ein Beispiel, das uns ja alle betrifft. Hier und da lassen wir etwas liegen, räumen nicht gleich auf und kommen auch damit zurecht. Wenn sich jedoch Besuch angesagt hat, stellen wir uns ganz darauf ein. Alles soll dem Besuch gefallen, damit man die gemeinsame Zeit auch froh und inhaltsreich gestalten kann. So ist es doch immer wieder: vor Feiertagen, Geburtstagen und wenn das Weihnachtsfest kommt.
Nichts anderes in der Art und Weise kommt in dem Monatsspruch für Dezember zum Ausdruck:
"Mache dich auf, werde licht".
D.h. räume alles aus und um. Schaff Ordnung, nicht nur in der Wohnung und im Keller, sondern in deinem ganzen Leben.
Ja, Ordnung im Leben, da gibt es eine Menge zu tun.
Da sind noch alte Lasten, die wir mit uns herumschleppen. Da steht noch manches unversöhnte Wort im Raum, das wir immer wieder vergessen wollen. Da gibt es Unklarheiten über eine verantwortliche Lebensgestaltung. Da haben wir uns noch nicht eindeutig auf erstrebenswerte Ziele eingestellt und verlieren uns noch in diesem und jenem. Da sind wir mit uns selbst, mit anderen Menschen und Gott noch nicht im Reinen.
"Mache dich auf, werde licht", ruft uns auf:
Fang an und stell dich den vor dir liegenden Aufgaben: Überlege, was noch in Ordnung zu bringen ist bei dir selbst. Rufe diesen einen Menschen an und strecke ihm die Hand der Versöhnung entgegen. Schreib einen Brief, um alte Beziehungen wieder in Gang zu bringen. Mach dich auf den Weg zu Einsamen und Kranken, die auf dich warten und die du schon nicht mehr beachtet hast - oder schon vergessen hast?
Zum Ordnung schaffen, gehört auch die Beziehung zu Gott. Ach, was hat sich da alles an Misstrauen, Ungehorsam, Schuld und Versagen breit gemacht. Gott ? so magst du dich fragen,- kommt er überhaupt noch vor in der Gesellschaft und Welt, in der Kirche und bei den Christen? Gott in seiner Größe und Macht, in seiner heiligen Unbestechlichkeit und grenzenlosen Liebe? Und wo kommt Gott in meinem Leben vor? Gott mit seinem Anspruch, mit seiner Zuwendung und den großen und kleinen Wundern mitten im Alltag? Wo finde ich mich noch bei Gott ein, bete zu ihm und lasse ihn Anteil an meinem Leben nehmen, in allen Höhen und Tiefen?
Gott, war er nicht wirklich da, als du in Not warst und er einen Menschen zu dir schickte?
War er nicht da, als dein Gewissen dich plagte und in den Nächten nur Schlaflosigkeit blieb?
War er nicht schon da, als du im Nachhinein vom Schutzengel sprachst?
Gott, ist er nicht überall, so dass er immer für uns erreichbar ist? Wer wollte schon sagen, wo Gott nicht ist?
Mancher mag denken, ich habe Gott noch nicht ernsthaft erlebt. Seine Größe, Macht und Liebe hat mich noch nicht erreicht. Doch kann meine bisherige Erfahrung darüber entscheiden, wo Gott sich wirklich in meinem Leben zeigte? Sind wir nicht alle viel zu blind für Gottes Handeln an uns, in uns und mit uns? War er nicht in vielen Situationen unseres Lebens und wir haben ihn nicht erkannt, uns das Gute als selbst verdient zugeschrieben und für das Böse andere verantwortlich gemacht?
Wie auch immer. Gott hat sich zu uns auf den Weg gemacht. Das kommende Weihnachtsfest erinnert uns daran. Gott besuchte in Jesus Christus, seinem Sohn, diese Welt. Als er in Bethlehem als Kind im Stall ankam, da waren auch die Engel auf den Fluren von Bethlehem und sangen das Lob Gottes. Sie strahlten in die Dunkelheit dieser Welt das Licht und die Freude Gottes aus. Die Nacht der Schuld und Zwänge wurde aufgerissen und Neues wurde durch Jesus Christus als das Licht der Welt in Gang gesetzt.
Wo er auftrat und wirkte, begannen Menschen zu staunen, aufzuatmen und Gott zu loben. Jesus Christus setzte Menschen vom Gestern frei und eröffnete ihnen eine neue Zukunft, die Zukunft des Reiches Gottes. Und was mit ihm auf Erden anbrach, hat eine volle Zukunft. Der Prophet kann es noch nicht näher bezeichnen, aber er spricht schon von dem Licht und der Herrlichkeit des Herrn, die kommt.
Dabei hat er nicht einen nahen Termin in seinem Heute im Auge, sondern weist weit in die Zukunft. Am Ende der Zeit wird das Licht und die Herrlichkeit des Herrn das ganze Dunkel der Welt und Geschichte aufreißen und durchstrahlen. Schon Jesus hat davon gesprochen. Er weist auf sein Wiederkommen als Menschensohn in der Macht des himmlischen Vaters mit seinen Engeln hin(Matth. 16,27), um die Zukunft des Reiches Gottes zu eröffnen.
Auf diese Zukunft weist der Prophet hin, auch wenn er sie nur allgemein anzeigen kann. Aber dieser Zukunft ist er gewiss. Er ruft die Menschen seiner Zeit auf, sich auf diese Zukunft auszurichten und alles darauf hin abzustellen.
Auch uns gilt diese Ansage des Propheten. Was werden wir neu in Angriff nehmen, uns darauf einzustellen, unserem Gott zu begegnen?
Siegward Busat