Kurzpredigt Juli 2025
„Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
Wenn das so einfach wäre!
Für Kinder gab es damals auf der Kirmes kleine Bälle aus Papier/Pappe von einem Netz umhüllt mit einem langen Gummiband. Dieses konnte man mit einer Schlaufe um einen Finger wickeln und befestigen. So konnte man den Ball überall hinwerfen, Leute verärgern und Kinder erschrecken. Der Ball kam immer wieder zurück, ehe einer ihn festhalten konnte. Das war ein schönes Spiel für uns Kinder.
Aus diesem Kindsein haben manche bis ins Erwachsensein nichts dazu gelernt. Sie gehen mit Ihren Sorgen um wie Kinder mit Pappbällen. Sie sagen - wenn überhaupt – schnell, flüchtig und unüberlegt Gott ihre Sorgen mit der Erwartung: Gott muss schnell nach ihren Vorstellungen eingreifen. Wenn er das nicht tut, dann ist er eben nicht Gott und hat in seiner Wirkungsmacht nicht alles im Griff. Dann braucht man nicht mit ihm rechnen, sondern kann ihn unbeachtet auf der Seite lassen.
So meint der Mensch auf sich selbst gestellt zu sein und überlegt, wie er mit welchen Kontakten und Mitteln alles selbst meistern kann. Dabei verkriecht er sich ins Grübeln und kommt leicht in Existenzkrisen, weil er seine Angelegenheiten nicht in die Reihe bekommt. Er ist wie ein Kind, dass den Papp Ball am Gummiband nicht loslässt, sondern seine Sorgen weiterhin mit sich herumschleppt und sich kaputt macht. Und das tut er nur, weil er meint, ohne Gott alles allein bewältigen zu müssen
Doch die Sorgen sind meistens ernster Natur und lähmen auch mich in meiner Arbeits- und Lebensweise. Darum weiß jeder Erwachsene. Auch Paulus, der den Philipperbrief an Christen schrieb. Er weiß, auch sie leben in einer von Sorgen gefüllten Welt. So weist er sie auf den großen Gott, der uns in Jesus Christus seine unbegreifliche Liebe zugewandt hat und in allen unseren Situationen, Höhen und Tiefen, Freud und Leid, Glück und Herausforderungen für uns da ist – und da sein will. Deshalb darf ich als Christ mit allem, was mein Leben ausmacht, mit ihm in Verbindung sein. Es heißt: „in jeder Lage“ darf ich mit dem großen Gott, dem Schöpfer der Welt, im Gespräch sein. Dabei ist meine persönliche Befindlichkeit nicht außen vor: „betend und flehend“. Während „betend“ das ausführliche bittende erwartungsvolle Aussprechen meint, ist das „flehend“ Ausdruck meiner innerlichen Betroffenheit, meines existentiellen Engagement, ein Anliegen meines Herzens.
Auch wenn damit noch keine sichere Gebetserhörung zugesagt ist, kann ich als Christ schon mit Dank vor Gott verweilen. Weil Gott mich kennt, mich liebt – wie ich es schon wiederholt in meinem Leben erfahren habe, kann ich auch in erneuter sorgenvoller Herausforderung ihm vertrauen und danken, dass er alles für mich zum Besten führen wird. Auch wenn es manchmal meine Zeiten überschreitet, so kommt er nie zu spät. Ich kann warten und lebe im Vertrauen zu Gott, der mich sorgenfrei - wenn auch nicht sorglos - mit seinem Frieden umgibt, diesen um mein Herz und mein Denken wie einen Schutzwall zieht (Philipper 4,7) – das Bild stammt aus der Kriegssprache – , so dass ich leben, arbeiten und hoffen kann. Inmitten von viel Angst, erschreckenden Unsicherheiten und immer neuen Sorgen in der Welt kann ich aufatmen; denn Gott hält mich „betend und flehend“ in seiner Gegenwart – und dann in der Zukunft seines kommenden Reiches.
Siegward Busat.